Thomas Frenken (CEO) und Ralf Eckert (CTO) mit ihrer ambiact. (Bild: oldntec)

oldntec bietet mit ambiact mehr Sicherheit im eigenen Zuhause

Gemeinsam mit der Johanniter-Unfall-Hilfe hat das Startup oldntec ambiact entwickelt, das alleinlebenden Menschen mehr Sicherheit im eigenen Zuhause bietet. Der in den Zwischenstecker gebaute Stromsensor erkennt die Nutzung elektrischer Haushaltsgeräte. Wenn die Nutzung eine Zeit lang ungewöhnlich lange aus ausbleibt, wird drahtlos ein Alarm über ein vorhandenes Hausnotrufgerät ausgelöst. Wir haben mit dem CEO Thomas Frenken über oldntec und ambiact gesprochen.

 

Hallo liebes oldntec-Team! Könnt ihr euch bitte kurz vorstellen?

Moin! Unser Team besteht momentan aus drei Köpfen. Da sind zunächst einmal Ralf Eckert und Thomas Frenken, die die Firma 2014 gegründet haben. Ralf kümmert sich um die technische Weiterentwicklung unserer Produkte, Thomas übernimmt das Organisatorische und leitet die Projektarbeit.

Seit Anfang diesen Jahres werden wir zudem von Frank Lübken im Vertrieb unterstützt. Zusammen entwickeln und vertreiben wir technische Assistenzprodukte für die Pflege. Unser erstes Produkt ist der ambiact.

 

Wie kam euch die Idee zu eurem Produkt ambiact?

ambiact war nicht unsere Idee alleine, sondern ist in einer engen Zusammenarbeit mit der Johanniter-Unfall-Hilfe entstanden. Die Idee entstand aus einem konkreten Problem im pflegerischen Alltag heraus: Viele pflegebedürftige Menschen nutzen den Hausnotruf, um in einem Notfall Hilfe herbeizurufen.

Leider zeigt die Erfahrung, dass der dazu um den Hals oder das Handgelenk zu tragende Notfallknopf sehr oft vergessen oder auch abgelehnt wird. Wenn dann etwas passiert, kann Hilfe nicht gerufen werden. Für diese “Lücke im System” wurde eine praxistaugliche Lösung gesucht und genau dabei entstand unser Produkt.

 

Welche Bedeutung steckt hinter dem Produktnamen?

“ambiact” kann man grob als “Wächter im Hintergrund” übersetzen und ist ein zusammengesetztes Kunstwort aus dem Englischen. “ambi” ist der Anfang von “ambient”, was so viel wie “In der Umgebung” bedeutet. “act” ist der Anfang von “actor”, also Jemanden, der etwas tut. Wir wollten ausdrücken, dass unser Produkt im Hintergrund auf die Menschen aufpasst, ohne sie im Alltag einzuschränken.

 

Was bietet ambiact euren Kunden für Vorteile?

ambiact bietet unaufdringliche Sicherheit im eigenen Zuhause. Er löst automatisch einen Notruf aus, wenn ungewöhnliches Verhalten vorliegt. Ob etwas ungewöhnlich ist, erkennt der ambiact daran, ob man seine Elektro-Haushaltsgeräte regelmäßig verwendet. Wenn man normalerweise täglich Kaffee kocht und das hört schlagartig auf (ohne dass man im Urlaub ist), könnte etwas passiert sein und ambiact löst, nach einer Vorwarnung, Alarm aus.

Solange man sich normal verhält, bemerkt man ambiact im Alltag quasi nicht. Insbesondere muss er weder getragen, noch bedient werden und sendet auch keine Daten irgendwo hin, solange keine Notfall vorliegt.

Thomas Frenken (CEO) und Ralf Eckert (CTO) mit ihrer ambiact. (Bild: oldntec)

Thomas Frenken (CEO) und Ralf Eckert (CTO) mit ihrer ambiact. (Bild: oldntec)

Plant ihr Produkterweiterungen?

Ja. Wir haben Ende letztens Jahres mit der Entwicklung unseres zweiten Produktes begonnen. Dabei handelt es sich um eine einfacher nutzbare Version des ambiact. Bei unserem aktuellen ambiact ist die Verwendung eines Hausnotrufgerätes obligatorisch – darüber überträgt der ambiact seinen Alarm. Ein solches Hausnotrufgerät kann ich als Privatperson z.B. für meine Mutter aber nicht selber besorgen und einrichten, sondern muss immer über einen Pflegedienst gehen. Für Pflegebedürftige ist das kein Problem.

Unfälle Zuhause haben aber auch ältere Menschen ohne Pflegestufe und für diese und ihre Angehörigen bauen wir den ambiact gerade so um, dass er seine Alarme direkt an ein Smartphone sendet. In Zukunft kann ich den ambiact dann für meine Mutter direkt in der Apotheke um die Ecke kaufen.

 

Auf welche Absatzmärkte konzentriert ihr euch zur Zeit?

Momentan sind wir im Hausnotrufmarkt und auch nur B2B unterwegs. Wir verkaufen unseren ambiact an Pflegedienste, die ihn dann zusammen mit einem Hausnotrufgerät an Pflegebedürftige vermieten. In letzter Zeit haben wir zudem besonders viele ambiacts an betreute Wohnanlagen verkauft. Die GSG in Oldenburg nutzt unser Produkt ab Mai ebenfalls in zwei Anlagen in Oldenburg.

 

Plant ihr auch andere Absatzmärkte für euer Produkt zu gewinnen?

Die zweite Version unseres ambiact wird unser erstes B2C-Produkt sein und den Markt für informelle Pflege, also Pflege durch Angehörige, adressieren. Aufgrund des Pflegefachkräftemangels in Deutschland ist und wird das einer der am stärksten wachsenden Märkte in ganz Europa in den kommenden Jahrzehnten sein. Nur wir Angehörigen können die entstehende Lücke füllen und müssen einen Teil der Verantwortung in der Pflege unserer Eltern übernehmen. Und dabei möchten wir mit unseren neuen Produkten unterstützen.

 

Was ist für euch zur Zeit die größte Herausforderung als Startup?

Der Vertrieb. In den ersten beiden Jahren haben Ralf und Thomas den Vertrieb neben, um nicht zu sagen “nebenher”, der Entwicklung gemacht. Das lief ganz gut, aber Mitte des letzten Jahres haben wir festgestellt, dass wir uns inhaltlich immer langsam weiter entwickelt haben. Es ging nur darum, das Bestandsprodukt zu verkaufen, um ein Gehalt zahlen zu können.

An Weiterentwicklung war aus Zeitgründen am Ende gar nicht mehr zu denken. Daher haben wir Anfang des Jahres Frank ins Boot geholt, der Dank seiner jahrelangen Erfahrung im Vertrieb nicht nur viel effektiver arbeitet, sondern uns auch den Freiraum gibt, um das neue Produkt zu entwickeln.

 

Wie schätzt ihr das Startup Ökosystem im Bereich Nordwest ein?

Wir sind mit den Gründungszentren in Oldenburg und Bremen zu Beginn generell gut aufgestellt. Ideen bekommen bei uns im Nordwesten eine Chance und die Gründer werden beraten und in den ersten Monaten finanziell unterstützt. Es fehlt dann, so zumindest unsere Erfahrung, gerade für Technologie-Startups an der Chance, Seed-Kapital einzuwerben.

Die wenigsten Startups aus der ITC-Branche schaffen es innerhalb eines Jahres ein verkaufbares Produkt auf die Beine zu stellen oder gar einen belastbaren Vertrieb aufzubauen, um von ihrem Produkt zu leben. Leider lässt die Risikobereitschaft in der Frühphase in solche Startups zu investieren bei uns im Norden noch zu wünschen übrig.

Wir selber haben die Suche nach einem Frühphasen-Investor nach 1 ½ Jahren und unzähligen Veranstaltungen aufgegeben. Wir haben uns dann ohne Fremdkapital durchgebissen, dadurch aber auch viel Zeit in unserer Produkt-Entwicklung verloren. In unserer Wachstumsphase jetzt war die Investorensuche dann viel leichter. Trotzdem sind schon und werden noch viele gute Ideen auf der Strecke bleiben, wenn wir es nicht schaffen, dass junge IKT-Gründer einfacher an Seed-Kapital kommen.

 

Vielen Dank für das Gespräch!

 

oldntec im StartupSpot Nordwest